Der Sommer liegt in seinen letzten Zügen. Allerorts weht schon der Duft des nahenden Herbstes durch die Straßen. Doch noch scheint niemand die warme Jahreszeit beschließen zu wollen. Bei spätsommerlichen Temperaturen und azurblauem Himmel sitzt man entweder Vitamin-D-tankend im Sonnenlicht oder genießt im Schatten der Bäume die laue Septemberluft. Wer das mit einem kühlen Bier vom Fass kombinieren will, der wird in Magdeburg an der Schweizer Milchkuranstalt kaum vorbeikommen. Von den Betreibern als „schönster Biergarten in Magdeburg“ angepriesen, gibt es aber auch Abzüge in der B-Note.

Der erst 2014 eröffneten Biergarten lockt seine Besucher mit historischem Ambiente. Denn zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt gleich mehrere Milchkuranstalten. Diese hatten ihre Wurzeln in der Schweiz, wo warme Milch oder Molke angeboten wurde. Damals schrieb man dem weißen Getränk eine heilende Wirkung zu. Auch auf dem Fürstenwall, dem Standort des heutigen Biergartens, war einst eine solche Milchkuranstalt zu finden. Die Originalgebäude existieren heute zwar nicht mehr. Stattdessen dienst das historische Gartenhäuschen des Schokoladenfabrikanten Johann Christian Hauswaldt aus dem Magdeburger Herrenkrug nun als Schankhaus der Milchkuranstalt.
Statt auf Milch und Molke setzte man für die heilende Wirkung aber inzwischen eher auf kühlen Gerstensaft. Den gibt es in Form regionaler Fass- und überregionaler Flaschenbiere. Auch eine Auswahl offener Weine und verschiedene Limonaden und Säfte werden den Gästen angeboten. Wer sich für ein Getränk entschieden hat, gibt seine Bestellung im Schankhaus selbst auf. Denn Kellner sucht man in der Milchkuranstalt vergebens. Meine Getränkewahl fällt auf das aus dem Fass ausgeschenkte Tach Hell der Magdeburger Brauerei „Brewckau“ aus dem Stadtteil Buckau. Mit stolzen fünf Euro pro Glas definitiv ein eher hochpreisiges Getränk – selbst für Magdeburger Verhältnisse.
Bier aus der Region
Bernsteinfarben, schön trüb und mit fruchtigem Duft kommt es aus dem Hahn. Im ersten Moment erinnert das Bouquet – passend zur Jahreszeit – ein wenig an Birnen. Geschmacklich dominiert ein süffiger Charakter, in dem zum Schluss vor allem die Hefe markant heraussticht. Tach Hell also ein erfrischendes Helles, das sich dank seiner Hefenote von seinen oft fränkischen Kontrahenten abheben kann. Ein kleines Manko ist hier lediglich das Fehlen einer schaumigen Bierblume. Die wurde beim Zapfen schlicht vergessen.

Die Möglichkeiten, seinen Hunger zu stillen, sind in der Milchkuranstalt zwar überschaubar – für einen Biergarten aber mehr als ausreichend. Außerdem dürfen Gäste auch ihre eigene Brotzeit mitbringen. Es ist toll, dass die Milchkuranstalt so auch etwas bayerische Biergartentradition nach Sachsen-Anhalt bringt. Wer dennoch vor Ort auf die Versorgung setzt, der kann für den süßen Zahn und zum Kaffee aus einem regelmäßig wechselnden Kuchen-Angebot wählen. Viel spannender ist aus meiner Sicht aber die Grillkarte. So gibt es beispielsweise gleich drei verschiedene Bratwürste. Allerdings rate ich vom Kauf der „Thüringer“ dringend ab. Die Konsistenz des Bräts, die wilde Gewürzabmischung und nicht zuletzt auch Größe und Form haben mit einer Thüringer Rostbratwurst nur wenig gemein.
Kulinarische Enttäuschung
Da ich um diesen Umstand weiß, entscheide ich mich für den gegrillten Feta und etwas Pfannengemüse. Ein kleiner Snack, der aber auch gleich mit insgesamt elf Euro zu Buche schlägt. Schon wenige Minuten nach der Aufgabe kann ich meine Bestellung am Grill abholen. Zu meinem Bedauern muss ich aber feststellen, dass man die Gerichte hier nicht anrichtet. Der Feta-Käse wurde direkt vom Grill und noch immer in Alufolie verpackt neben das Grillgemüse auf den Teller gelegt. Das Gemüse wurde lediglich mit etwas frischer Petersilie und Sellerie bestreut. Schade, hier hätte man schon mit einfachen Mitteln so viel mehr erreichen können.

Nach der optischen Enttäuschung will ich dem Ganzen aber dennoch eine Chance geben und öffne die Alufolienverpackung des Feta. Augenblicklich dominierte der salzige Duft des Schafskäse meine Nase. Abgerundet wurde dieses olfaktorische Erlebnis durch ein Blatt Salbei, dass mit dem Feta in der Folie erhitzt wurde und seinen aromatischen Duft nun voll entfaltet. Geschmacklich fehlt dem Feta aber leider die nötige Abrundung. Die Salzigkeit und Würze überdecken die eigentliche Frische des Feta, offenbar weil dieser zu lang auf dem Grill zubereitet wurde. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Grillgemüse. Auch dieses wurde offenbar zu lang erhitzt, denn das Gemüse hat seine Textur völlig verloren und könnte auch als Ratatouille durchgehen. Einzelne Geschmacksnuancen lassen sich nur noch schwer herausfiltern. Es ist schlicht verkocht.
Unerfahrenheit im Service
Dieser handwerkliche Fehler in der Zubereitung lässt mich vermuten, dass das Personal in der Milchkuranstalt einfach zu unerfahren und in der Gastronomie nicht gut ausgebildet ist. Ich habe den Biergarten in den vergangenen Monaten regelmäßig besucht und war immer wieder überrascht, wie jung das Personal dort ist. Alle Mitarbeiter, die ich zu Gesicht bekommen haben, dürften kaum älter als 20 Jahre alt gewesen sein.
Ihre Unerfahrenheit führt aber auch im Biergartenbetrieb regelmäßig zu Problemen. Etwa wenn der Andrang am Schankhaus groß ist, stößt das Team immer wieder an seine Grenzen. Die Mitarbeiter hinter der Theke stehen sich im Stress dann oft gegenseitig im Weg. Gäste müssen bis zu einer halben Stunde in der Schlange warten, bis sie ihre Bestellung aufgeben können. Auch das Bier wird dann nicht immer ordentlich gezapft und vermisst eine Schaumkrone. Es sind diese Momente, in denen ein erfahrener und umsichtiger Gastwirt das junge Team leiten und ihnen klare Anweisungen und Orientierung geben müsste. Da diese jedoch fehlt, wirkt der Service zum Teil chaotisch und unkoordiniert.

Letztendlich lässt mich dieser Besuch in Milchkuranstalt ratlos zurück. Keine Frage, das Ambiente des Biergartens ist einfach schön und die gesamte Anlage gepflegt. Es ist ein Ort, der wirklich zum Verweilen einlädt. Solche Oasen inmitten der Innenstadt zu finden, ist schon viel wert. Andererseits ist die Qualität des kulinarischen Angebots kaum zufriedenstellend und auch der Service ist ausbaufähig. Gerade Letzteres sollte angesichts des doch recht hohen Preisniveaus eigentlich kein Thema sein. Eine Alternative in Magdeburgs Zentrum zur Milchkuranstalt sucht man allerdings vergebens. Daher klammer ich mich an die Hoffnung, dass die Betreiber für die kommende Biergarten-Saison vor allem im Service-Bereich dazulernen.
Schweizer Milchkuranstalt Fürstenwall
Schleinufer 8
39104 Magdeburg
Tel.: 0160/7035075
E-Mail: info@milchkuranstalt.de